Was ist Equitherapie?
Equus ist lateinisch und bedeutet Pferd, Therapie kommt aus dem griechischen und bezeichnet die Lehre von der Behandlung von Krankheiten. Equitherapie bedeutet jemanden „zu verbessern“ mit der Hilfe des Pferdes oder durch die Unterstützung des Pferdes.
Es ist für Pferdeliebhaber nichts Neues, dass der Umgang mit unseren pferdischen Partnern für uns viel mehr sein kann als eine sportliche Aktivität oder Freizeitbeschäftigung. Pferde können sehr gut erfühlen was in uns vorgeht und der Kontakt und die Zusammenarbeit mit dem Pferd können uns helfen zu uns selbst zu finden. Auf diese Weise können Pferde auch einen starken pädagogischen Effekt auf Kinder und Jugendliche haben. Diese fantastischen Möglichkeiten in der Beziehung von Mensch und Pferd können auch genutzt werden, um Menschen aus einigen Problemen zu helfen oder in ihrer Entwicklung zu fördern. Dass behinderte Menschen mit viel Freude auf unterschiedliche Weisen reiten können, ist in den Niederlanden seit Jahren bekannt.
Beim therapeutischen Reiten –Equitherapie- geht es darum, das Reiten und den Kontakt und das Bewegen mit dem Pferd als Hilfsmittel zu gebrauchen um therapeutische Effekte zu erzielen, sowohl auf körperlicher als auch auf psychischer Ebene. Equitherapie beinhaltet, dass das Pferd mit seinen speziellen sozialen Lern- und Bewegungsmöglichkeiten als „Co-Therapeut“ mitarbeitet um Menschen mit psychischen und/oder körperlichen Problemen systematisch zu helfen oder sie in ihrer Entwicklung zu fördern.
Equitherapie wird in den deutschsprachigen Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz) seit mehr als 30 Jahren erfolgreich für Kinder und Erwachsene angewandt.
Zielgruppen für orthopädagogische Anwendungen sind unter anderem: autistische oder entwicklungsverzögerte, hyperaktive Kinder, Kinder mit sozialen Problemen, traumatisierte Kinder oder Kinder mit Bindungsproblemen, aber auch hochbegabte Kinder. Jugendliche und Erwachsene mit Depressionen, Essstörungen, Drogen- oder anderen Suchtproblemen. Außerdem wird Equitherapie eingesetzt in der Familientherapie, Beziehungstherapie, in Schulen und Internaten fur Kinder mit Lernschwierigkeiten oder mit sozialen Handicaps, in forensischen Kliniken, in psychiatrischen Kliniken und Auffangzentren.
Therapie mit dem Pferd kann wunderbare Effekte haben, aber sie muss fachkundig angewandt werden. Equitherapeuten haben deshalb eine große Verantwortung gegenüber ihren Klienten und ihren Therapiepferden. Sie müssen deshalb auch fachkundig ausgebildet sein.
Die FATP (Fachgruppe Ausbildungsträger einer Therapie mit dem Pferd = Equine Assisted Therapy) hat es sich zur Aufgabe gemacht im deutschsprachigen Europa, die Qualität der Ausbildungen von Equitherapeuten und Reitpädagogen zu überwachen und auch in anderen Ländern zu verbreiten. Die niederländische Ausbildung Equitherapie SHP-E (NL) ist dieser Abteilung ebenfalls angeschlossen.
Die Bedeutung von Fachwissen, Qualitätssicherung und Rechenschaftspflicht
Aus den vorangegangenen Erklärungen wird deutlich, dass eine solide therapeutische Ausbildung und viel Erfahrung nötig sind, um eine effektive und sichere Anwendung für den Klienten aber auch für das Therapiepferd garantieren zu können. Vom Therapeuten wird neben einer soliden Berufserfahrung als Pädagoge und/oder Psychotherapeut erwartet, dass er das Paar Pferd-Klient so begleiten kann, dass er zu jedem Zeitpunkt des Prozesses weis was er tut und warum er die jeweilige Technik, Intervention oder Übung anwendet, was er damit erreichen mochte und wie er gegebenenfalls auf Schwierigkeiten reagieren muss. Er muss seine eigene Dynamik im Umgang mit dem Pferd gut kennen und bereit sein sich ständig zu kontrollieren und weiterzubilden(Intervision, Supervision). Dies erfordert nicht nur technische Ausbildung, sondern auch das nötige Maß an Selbsterfahrung, Selbstkritik und Aufmerksamkeit für die eigenen Prozesse und die Beziehung zu seinen Therapiepferden. Der heutige „Boom“ von selbsternannten Pferdeflüsterern und Equitherapeuten kann zu gefährlichen Entwicklungen führen. Im Gegensatz zu den seit Jahren zertifizierten und überwachten Verfahren in Deutschland, Österreich und der Schweiz, gibt es in den Niederlanden, Frankreich, den USA und anderen Ländern keine Markierung oder Registrierung für Equitherapie oder therapeutisches Reiten. Auch in diesen Ländern gibt es einige „Wildwüchse“, aber die Klienten können auf die zertifizierten Betriebe vertrauen. Das hat auch Auswirkungen auf die Praxis der Versicherungen, die nur auszahlen wenn ein eingetragener Therapeut in einem Betrieb mit dem Pferd arbeitet. Selbsterfahrung kann Kursteilnehmer mit Facetten ihrer Persönlichkeit und ihres Bewusstseins bekannt machen. Das kann Prozesse auslösen, die den Teilnehmern ohne fachkundige Begleitung und Betreuung große Probleme machen können.
Die Niederländische Stiftung Helfen mit Pferden – Equitherapie SHP-E (NL)
Da in den Niederlanden noch keine Institution bestand, die sich mit .. Forschung und Qualitätssicherung und der Ausbildung von Equitherapeuten beschäftigt, hat Ulrike Thiel im Jahr 2000 die Initiative zur Gründung einer Stiftung zur Förderung von therapeutischem Reiten auf wissenschaftlicher Basis ergriffen: Die Niederländische Stiftung Helfen mit Pferden – Equitherapie. Wir arbeiten auch eng zusammen mit einer internationalen Kommission (FATP), die sich für die gegenseitigen Zusammenarbeit in Ausbildung, Forschung und Qualitätskontrolle einsetzt, und mit anderen Organisationen, die sich mit therapeutischem Reiten in Europa und den USA beschäftigen.
Weitere Informationen finden Sie hier:
http://stichting-equitherapie.nl
http://equitherapie.org